Ich möchte einen Einblick über meine Erfahrungen und die daraus resultierenden Fakten geben, da das Thema während der Schwangerschaft sehr gefragt ist und man sich so gut wie es geht darauf vorbereiten möchte. So war es jedenfalls bei mir und ich habe viele „Fachberichte“ gelesen, wie bspw. das richtige Anlegen des Babys oder was darf ich während des Stillens nicht essen und trinken. Jedoch habe ich keine Erfahrungsberichte gefunden, sondern nur spezielle Themen die ich explizit gesucht habe. Aus diesem Grund hoffe ich, dass dieser Einblick mit seinen Höhen und Tiefen, die eine oder andere Mami motiviert das Stillen zu versuchen.
Dieser Artikel stellt jedoch keine Beratung dar. Bei Problemen oder Fragen wendet euch bitte an eure Hebamme oder an eine Stillberatung.
1. Fakt: Die Theorie ist immer anders als die Praxis
Ich habe mich natürlich im Vorfeld über das Stillen informiert und hatte ehrlich gesagt schon Sorge oder eher Angst, dass es vielleicht (warum auch immer) nicht klappen könnte mit dem Stillen. Ich wollte mich nicht unter Druck setzen, denn Stress sollte definitiv vermieden werden. Also habe ich irgendwann zu mir gesagt, „das klappt schon“. Wie immer ist die Theorie anders als die Praxis. Im Krankenhaus hatte ich ziemlich Glück gehabt so nette Hebammen auf der Station zu haben. Sie haben sich fürsorglich um mich und um mein Baby gekümmert und mir beim Anlegen geholfen. Es gibt mehrere Positionen zum Stillen und ich habe im Krankenhaus in der Wiege-, Football-Haltung und im Liegen gestillt (siehe Bilder) und das im Liegen hat am besten funktioniert, da die Kleine auch anschließend eingeschlafen ist. Weitere Stillpositionen findet man unter www.still-Lexikon.de.



Mein Ehemann hat mir die erste Zeit geholfen die Kleine anzulegen und einer der Hebammen im Krankenhaus ermutigte uns, indem sie sagte wie toll wir das machen. Also lief es eigentlich sehr gut und ich war so happy, dass das Stillen geklappt hat! Ich muss zugeben, dass die Brustwarzen richtig gereizt werden und das Stillen am Anfang auch richtig schmerzhaft sein kann. Das ist völlig normal und wie jede andere stillende Frau sagen würde „mach unbedingt weiter!“.
2. Fakt: Es wird auch zu einem Problem, wenn der Körper zu viel Milch produziert, anstatt zu wenig
Viele sagen das sich das Stillen nach ein paar Wochen einpendelt. Darauf hatte auch ich gehofft, doch es verlief etwas anders. Während ich schwanger war, hatte ich immer bedenken bzw. die Angst, dass ich nicht stillen kann, dass zu wenig Milch produziert wird. Nun, nach der Geburt war es genau das Gegenteil. Ich hatte zu viel Milch! Meine Hebamme sagte, dass ich mit der Menge eine 5-Köpfige Familie ernähren kann. Auch wenn sich die eine oder andere Frau gerade denkt „sei doch froh drum“ oder „immerhin produziert du Milch“ oder „du jammerst auf hohem Niveau“ muss ich direkt klarstellen, dass das wirklich unheimliche Schmerzen verursacht hat. Ca. 2 Wochen nach der Geburt hatte ich sehr starke Schmerzen und Verhärtungen in der rechten Brust, sodass das Anlegen so schmerzhaft war, dass mir jedes mal die Tränen kamen. Ich hatte auch abgepumpt, weil die Milch nicht ausgeflossen ist. Nach dem abpumpen hatte ich die kleine wieder angelegt und die Brust wurde wieder weich. Ich hatte dennoch weitere Schmerzen beim Anlegen und selbst als die Kleine gesaugt hat. Meine Hebamme empfahl mir meine Brustwarzen mit einer Salbe zu pflegen, mir viel Ruhe zu gönnen, Schmerztabletten und Lecithin zu nehmen. Das Lecithin wird häufig bei Milchstau empfohlen. Ich habe natürlich meine Brustwarzen gepflegt und schön eingecremt. Die Lanolin Brustwarzensalbe von Lansinoh war ein guter Tipp meiner Schwägerin und hat mir wirklich geholfen. Das tolle an dieser Salbe ist, das man sie nicht abwaschen muss bevor man sein Baby stillen möchte, da die Salbe zu 100% natürlich ist. Diese Salbe ist auch beim DM erhältlich. Ich habe mein Baby weiter angelegt und unter der Dusche meine Brüste immer wieder massiert. Zudem hat es auch geholfen die Brust vor dem Stillen zu erwärmen und nach dem Stillen zu kühlen. Beim DM gibt es wiederverwendbare Kompressen von Lansinoh.
Meine Hebamme hatte auch die Vermutung, dass ich vielleicht sehr empfindlich bin und es sogar Vasospasmus sein könnte. Sie hat mir einige Tipps gegeben, aber die Schmerzen sind nach einer Zeit vergangen, sodass ich auf die Tipps nicht zurückgreifen musste.
3. Fakt: Saugverwirrung gibt es wirklich
Die Kleine Maus hat den Schnuller verweigert und deshalb habe ich mich bewusst gegen ein Stillhütchen entschieden. Einige aus meinem Umkreis haben mir ein Stillhütchen empfohlen, damit die Brustwarze vom Schmerz verschont werden kann. Ich hatte auch kurz darüber nachgedacht, allerdings hatten wir es auch mit dem Schnuller versucht und am Anfang hat sie ihn hin und wieder angenommen. Bis sie tatsächlich eine Saugverwirrung hatte. Ja, sowas gibt es wirklich und ich habe es erlebt. Es kam mir vor als hätte sie vergessen, wie man an der Brust saugt und es hat wirklich ein paar Tage gedauert bis sie wieder in den „Rhythmus“ kam. Ab diesem Zeitpunkt war für mich klar, dass ich ihr weder nochmal den Schnuller, irgendwann mal die Flasche anbieten werde und auf ein Stillhütchen definitiv verzichte. Der sogenannte Ansaugschmerz vergeht wirklich nach einer Zeit.
Das richtige Anlegen ist sehr wichtig: Das Baby muss die Brustwarze und etwas Brustgewebe im Mund haben und die Lippen sollten gestülpt sein.
4. Fakt: Verletzung der Brustwarze
Irgendwann fiel mir eine Art Kruste auf der rechten Brustwarze auf und es wurde später größer und verfärbte sich gelb bzw. cremeartig. Als ich danach googelte, stelle ich fest das es sich um ein Milchbläschen handelte. Ich habe die obere Haut vorsichtig mit dem Fingernagel abgekratzt, sodass die Milch ablaufen konnte. Ich habe danach immer noch eine Art Kruste gesehen. Dieses Milchbläschen habe ich, sofern ich mich richtig erinnere, noch ein oder zwei Mal bekommen. Meine Hebamme empfahl mir die Brustwarze schön und fettreich einzucremen und einen Still-Donut drauf zu machen.
Ein Still-Donut kann man einfach mit einer Socke machen, indem man vorne an den Zehen den Stoff abschneidet und den restlichen Stoff aufrollt. Somit verhindert man, dass der BH oder das T-Shirt die Brustwarze berührt.
Zudem könne auch eine Lasertherapie helfen. In einigen Kliniken wird dies empfohlen. Meine Hebamme gab mir ein kleines Gerät für eine Lichttherapie. Nach der Nutzung habe ich allerdings keine Veränderungen festgestellt. Ich hatte zwar kein Milchbläschen mehr, aber immer noch diese Kruste. Ich habe sie mehrmals versucht unter der Dusche, während die Haut eingeweicht war abzukratzen, aber leider erfolglos.
Ich habe dann einen Termin in der Klinik bei einer Stillberaterin vereinbart, um diese Lasertherapie zu machen. Den Termin hatte ich ca. 8 Wochen nach der Geburt. Dort stellte sich heraus, dass das geheiltes Gewebe ist, welches von unten nach oben nachwächst. Dadurch das ich da hin wieder rum gepult habe, habe ich die Heilung wohl gestört. Somit bräuchte ich auch kein Lecithin mehr einzunehmen.
5. Fakt: Das Stillen pendelt sich nach Bedarf ein
Die Stillberaterin hat sich auch das Stillen angeschaut und meinte, dass ich einen schnellen Milchspendereflex habe (wahrscheinlich weil auch die Brust etwas voll war). Eigentlich hätte sich das Stillen langsam nach Bedarf einpendeln und dadurch die Brust nicht mehr hart werden sollen. Das habe ich bereits in der rechten Brust gemerkt, dass sie eher weich ist und sie sich nur hin und wieder voll und hart anfühlt, aber bei der linken habe ich vor allem Nachts Verhärtungen gehabt. Ich habe der Stillberaterin gesagt, dass ich Nachts häufig mit einer manuellen Handmilchpumpe abpumpen muss, wenn die kleine länger schläft, da ich sie nicht aufwecken möchte. Davon hat sie abgeraten und meinte, dass die Brust sich schon selbst entleert, also ausläuft. Beim Abpumpen produziert die Brust noch mehr Milch, was ja eigentlich nicht sein sollte. Für den Fall, dass die Milch nicht ausläuft, empfahl sie mir das Block-Stillen. Sie meinte das ich nach dem Absetzen des Lecithins mal nach 2 Wochen schauen soll, ob es sich einpendelt. Kurze Zeit darauf hat es auch geklappt und sich das Stillen von selbst eingependelt. Seitdem läuft es reibungslos!
Auch wenn das Stillen am Anfang schmerzhaft ist und es sich eine Ewigkeit anfühlt, bis es sich eingespielt hat, kann ich wirklich nur empfehlen nicht aufzugeben. Muttermilch ist das Beste für das Baby. Die Stillbeziehung mit dem Kind ist so intim und wundervoll. Ein unbeschreibliches Gefühl.
Tipp: leg das Handy weg ;)