Ein positiver Schwangerschaftstest! Ich freute mich und war ganz aufgeregt. Die letzte Periode hatte ich am 19.01.2023 und mit dem 6 Tage Früherkennungstest habe ich am 16.02.2023 einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand gehalten. Ich konnte es kaum glauben. Auf der einen Seite freute ich mich riesig und auf der anderen Seite bekam ich ein mulmiges Gefühl der Angst. Ich freute mich so sehr, dass ich schwanger war und offensichtlich auch schwanger werden kann. Ich hatte schon immer einen Kinderwunsch und irgendwie immer Sorgen, dass ich nicht schwanger werden kann. Gut, dass ich den Mann geheiratet habe, der keine Kinder haben möchte (Ironie off). Wir hatten viel darüber geredet und schlussendlich uns entschieden es einfach auf uns zukommen zu lassen. 

Ich rief also beim Gynäkologen an und sagte das ich einen Termin ausmachen möchte aufgrund eines positiven Schwangerschaftstests. Am 21.02.203 hatte ich den Termin beim Gynäkologen und es wurde erst mal Urin abgegeben und ein vaginaler Ultraschall durchgeführt. Auch die Arzthelferin konnte durch die Urinprobe einen positiven Schwangerschaftstest feststellen. Die Gynäkologin konnte noch nichts per Ultraschall sehen und sagte, dass das kein Grund zur Sorge ist, weil es viel zu früh sein kann, um etwas sehen zu können. Mir wurde Blut abgenommen, um den Beta HCG Wert zu ermitteln. Ich sollte in zwei Tagen noch mal kommen. Zu diesem Zeitpunkt schätzte die Gynäkologen das ich in der 5 Schwangerschaftswoche (SSW) also bei 4+6 bin. Also googlete ich: „ab wann ist die fruchthöhle im Ultraschall sichtbar“. Unterschiedliche Antworten fand ich, aber am Häufigsten „erst ab der 6. SSW“. Also hatte ich noch Hoffnung.

Der Beta HCG-Wert lag an dem Tag bei 65. Also definitiv Schwanger! Da aber auf dem Ultraschall nichts zu sehen war, sollte ich nun noch mal in zwei Tagen kommen und Blutabnehmen lassen. So musste der Beta HCG-Wert ständig überprüft werden und hat sich wie folgt entwickelt:

Datum/SSWIST-WertSOLL-Wert
21.02.23/4+665
23.02.23/5+0153
27.02.23/5+4478Über 600
06.03.23/6+4813Über 5000
07.03.23/6+5883

Es war ein auf und ab der Gefühle. Das ständige bangen, ob der Wert gestiegen ist oder nicht. Diese Anrufe und erst mal in der Warteschleife zu hängen. Jeder Anruf war ein Kampf und mit purer Hoffnung verbunden. Ich erinnere mich nicht mehr genau, ob ich bei jeder Blutabnahme auch untersucht worden bin. Allerdings erinnere ich mich noch ganz genau an den 07.03.23. Die Gynäkologin untersuchte mich und hat noch immer nichts sehen können. „Vielleicht versteckt es sich. Das kann auch mal vorkommen“ sagte sie. Sie schaute weiter und fand nichts. Sie sagte, dass wir auf die Blutergebnisse warten müssen und wenn der Beta HCG-Wert nicht so steigt wie er steigen soll, reden wir noch mal. Mit ihrer Aussage, dass es sich vielleicht verstecken könnte, hat sie mir einen Hoffnungsschimmer gegeben. Ich rief zwei Tage später an, also am 09.03.23 und fragte nach dem Ergebnis. Wie bereits oben geschrieben lag der Wert bei 883 – also nicht gut! Ich wusste das etwas nicht stimmte. 

Bereits am selben Tag hatte ich ein komischen Ziehen an der rechten Leiste, welches im Verlaufe des Tages stärker wurde. Nachdem Anruf bin ich dann sofort ins Krankenhaus in die Notaufnahme gefahren. Ich wurde Untersucht und die behandelnde Ärztin rief zur Abklärung die Oberärztin. Das befruchtete Ei steckte im linken Eierstock fest. Als ich mich angezogen habe fragte ich nach „also ist das keine intakte Schwangerschaft?“ die Oberärztin sagte das es eine Eileiterschwangerschaft sei und ich operiert werden muss. Ich erzählte ihr was meine Gynäkologin gesagt hat und es sich vielleicht versteckt. Die Oberärztin war so fassungslos und hat sich richtig aufgeregt, wie meine Gynäkologin sowas sagen kann. „Man sieht nicht mal eine aufgebaute Gebärmutterschleimhaut“ sagte sie. Das hätte meine Gynäkologin sehen müssen. 

So wurde ich stationär aufgenommen.

Ich wusste zunächst gar nicht wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Ich war einfach verwirrt, traurig und auch wütend. Was zum Teufel hatte ich für eine Ärztin?! Es kamen zwei Krankenschwestern zu mir ins Zimmer, um das organisatorische zu besprechen. Eine Krankenschwester sah mich dann an und fragte wie es mir geht. Ich habe sie angeschaut und gesagt das ich es nicht weiss. Sie sah mich an und sagte, dass ich mich nun nicht mehr zusammenreißen muss.. „ihre erste Schwangerschaft?“ fragte sie und ich bejahte. „.. und sie haben sich bestimmt riesig gefreut“.. mir kullerten die Tränen und bejahte erneut. Sie und ihre Kollegin bekamen auch tränen und trösteten mich. Hier habe ich begriffen was eigentlich passiert ist. Ich war so dankbar, dass ich mit jemanden meine Emotionen teilen konnte. Diese beiden haben mich in dem Moment aufgefangen und gezeigt, dass es ok ist traurig zu sein. Vorher wurde einfach nur nüchtern die Situation abgeklärt. Und im Zimmer konnte ich mich dank dieser zwei Menschen fallen lassen. 

Daraufhin habe ich auch Blutungen gehabt und die Ärzte wollten noch etwas abwarten, ob das Ei mit der Blutung von selbst abgeht. Also musste der Beta-Hcg Wert weiterhin überprüft werden. Der Wert sank zwar, aber nur minimal. Am nächsten Tag wurde mir das Ei über eine Bauchspiegelung entfernt. Ich habe eine Vollnarkose bekommen und es verlief alles gut, sodass der Eileiter nicht entfernt werden musste. Auch hier musste der Beta HCG-Wert überprüft und im Auge gehalten werden. So lag der Wert am 11.03.23 bei 227, dann sank der wert bis zum 15.03.23 auf 34. Ich fragte den Stationsarzt, ob meine Eileiter durchgespült worden sind und er verneinte die Frage mit der Begründung, dass ich ja schwanger werden kann. Bei der Abschluss-Untersuchung wurde mir gesagt, dass die nächste Periode in 4-6 Wochen eintreten würde und das ich am besten 3 Monate für eine erneute Schwangerschaft warten soll. Das Risiko zur einer erneuten Eileiterschwangerschaft war nun erhöht. Die genaue Prozentzahl weiss ich nicht mehr. Laut Google um 30%. 

Mein erster Gedanke war „ne, danke!“.. ich musste das alles erst mal verarbeiten und meine Gefühle sortieren. Ich war traurig und wütend, aber gleichzeitig froh, dass alles gut verlaufen ist. Dennoch hatte ich auch noch Angst und Gedanken wie „Was ist wenn die nächste noch mal eine Eileiterschwangerschaft wird? Was ist wenn man dann einen Eileiter entfernen muss? Was ist wenn ich gar nicht mehr schwanger werden kann?“ plagten mich. Diese „was ist wenn“-Sätze können soviel Angst in einem schüren, dass ich kurz darauf aufgehört habe darüber nachzudenken. Ich habe mich einfach abgelenkt und war froh, als meine Periode am 11.04.23 für vier Tage eintrat. 

Ich wollte das Thema Schwangerschaft und co erst mal nicht mehr an mich ran lassen und fokussierte mich auf unsere anstehende Hochzeit und im Anschluss auf unseren Umzug. Neben der Arbeit und dem ganzen Auspacken der Kartons war ich gut abgelenkt. So war ich auch sehr überrascht, als ich dann am 15.07.23 erneut einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt…

Zu der Geschichte findest du hier einen eigenen Bericht.