Der Babyalltag, unendliche Weiten. Vielleicht mag der ein oder andere den Titel als ein wenig reißerisch empfinden, aber es scheint Themen zu geben, über die nicht gesprochen wird. Tatsächlich hatten wir in den ersten Monaten Schwierigkeiten Antworten auf die ein oder andere Frage des Babyalltags zu bekommen. Hier und da mag man sich denken „das ist doch irgendwo offensichtlich und klar„, aber bedenkt – jeder kommt zum ersten Mal in irgendeine Situation und beim ersten mal Eltern werden blendet man gerne vorhandenes Wissen aus. Da steht man ein wenig dumm da und versteht die Welt nicht ganz. Daher wollte ich hier mal ein paar Themen aufgreifen, die uns zu Anfang gut beschäftigt haben und die Antworten eine Weile auf sich warten ließen. Für euch hoffentlich damit etwas schneller erreichbar. Legen wir also los. Achso, in der Regel ist eure Hebamme bei solchen Fragen stets eine gute Anlaufstelle. Aber wie das Leben eben so spielt, hatten wir immer das Glück, dass uns solche Ereignisse immer am Wochenende heimsuchten, sodass eine Antwort nicht immer sofort da war. Man macht sich einfach viele Sorgen, insbesondere am Anfang.
Und wie immer heißt es: Bei akuten Problemen Arzt aufsuchen!
Der Stuhlgang der ersten Tage
Für all jene, die bereits Eltern sind oder nun Eltern geworden sind, werden es bereits wissen. Irgendwie sieht das Zeug, das da unten rauskommt, etwas anders aus, als man es eigentlich von den eigenen, täglichen Sessions gewohnt ist. Für gewöhnlich ist man nach der Geburt direkt damit konfrontiert und wird dann auch von den Hebammen im Krankenhaus aufgeklärt. Aber kommen wir zur Sache. Der Stuhlgang ist direkt nach der Geburt für gewöhnlich sehr dunkel, fast schon schwarz. Die Konsistenz ist sehr zäh und erinnert zusammen mit der dunklen Farbe stark an Teer. Erstaunlicherweise ist der Geruch aber kaum wahrzunehmen. Das kann zu Anfang durchaus verstörend wirken, insbesondere, wenn man diesbezüglich nicht aufgeklärt wird/wurde. Aber kein Grund zur Sorge. Die Nahrungsaufnahme des Kindes erfolge bisher stets über die Mutter. Feste Nahrung folgt ja erst deutlich später. Daher kann der Stuhlgang auch nicht so sein wie bei Erwachsenen. Der Teer-artige Stuhlgang regelt sich in den ersten 1-2 Wochen für gewöhnlich ein. Sobald das Stillen beginnt, ändert sich nach und nach auch der Stuhlgang. Die Konsistenz erinnert dann nach einigen Monaten immer mehr an den eigenen, der Geruch aber auch. Das dürft ihr dann aber selbst kennenlernen. Und damit kehrt der Babyalltag dann so richtig ein.
Tipp: diesen Teerartigen und klebrigen Stuhlgang bekommt man am besten mit viel Wasser weg. Hier helfen gewöhnliche Feuchttücher nicht. Wir haben die Einmal Waschlappen vom DM unter Wasser gehalten und diesen ohne ausdrücken zum reinigen des Windelbereichs verwendet.
Die Nabelschnur
Das ist tatsächlich ein Thema, das mich zum Zeitpunkt des Ereignisses ratlos gemacht hat. Und das ist genau der Punkt, den ich zu Anfang erwähnt habe. Eigentlich sollte es einem klar sein, aber hin und wieder geht der Verstand dann einfach aus und weigert sich das vorhandene Wissen anzuzapfen. Worum geht es? Nach der Geburt wird die Nabelschnur durchgeschnitten und abgeklemmt. So hängt dann noch eine ganze Weile ein kleines Stück der Nabelschnur mit einer kleinen Klemme am Baby herum. Und bleibt die da für immer? Wenn wir so an uns runterschauen, ist da von einer Nabelschnur nicht mehr viel zu sehen. Na wo ist die denn nun hin? Tja, nach einer gewissen Zeit fällt sie einfach von alleine ab. Das dauert schonmal ein paar Tage, ein paar mehr oder auch weniger. Aber im Verlaufe der Zeit entwickelt sich ein fieser, süßlich beißender Geruch, der zum Teil so penetrant sein kann, dass man sich schon fragen kann, ob da nicht irgendwas schief läuft. Ich dachte bspw., dass sich der Nabel entzündete und deshalb so stark roch. Es fehlte aber die Rötung um den Nabel. Die Antwort darauf ist recht simpel. Gibt es um den Nabel herum eine klar erkennbare Rötung, dann heißt es ab zum Arzt. Für gewöhnlich aber rührt der Gestank vom Absterben des letzten Stückchen der Nabelschnur. Also, erneut nichts wirklich besorgniserregendes, einfach ertragen bis das Stück von alleine abfällt.
Grunzen (jap, richtig gelesen)
So, noch so ein Thema, das vielleicht nicht ganz so einfach ist, daran richtig anzuknüpfen. In der Anfangszeit, insbesondere beim Anlegen an die Brust (ich glaube sogar ausschließlich in dieser Situation), hat unsere Kleine ein ständiges fieses Grunzen von sich gegeben. Das war zum Teil so penetrant und aggressiv, weil sie beim Trinken richtig gierig war, dass mich das irgendwann echt wahnsinnig machte. Ich konnte es nicht hören, es war wie das bekannte mit den Fingernägel Kratzen auf einer Kreidetafel. Es lässt sich leichter damit umgehen, wenn man den Grund des Grunzen versteht. Neun Monate schwimmt das Baby im Fruchtwasser. Es ist einfach überall. Vermutlich ahnt ihr es bereits. Nach der Geburt ist das Fruchtwasser nicht schlagartig einfach weg aus dem Körper des Kindes. Insbesondere im Nasenbereich können Reste des Fruchtwasser noch einige Zeit verweilen und damit zu unangenehmen Grunzen führen. Es muss ja nicht jeder so empfindlich auf das Grunzen reagieren wie ich, aber wenn doch, hilft es vielleicht zu wissen, woher es kommt und, dass es nicht ewig anhält. Nach einiger Zeit hat sich der Körper auch des letzten bisschen Fruchtwasser entledigt und das Kind kann wieder frei atmen. Naja … bis zum ersten Schnupfen zumindest, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Der Babyalltag bringt eben immer wieder feines mit sich.
Fingernägel schneiden
Der Nachwuchs ist nun endlich geschlüpft, frisch aus dem Ei gepellt wie es so schön heißt. Und keine lange Zeit später hat man das Bedürfnis dem Kleinen Biest die Krallen zu stutzen. Manchmal hat man das Gefühl Freddy Krüger treibt hier sein Unwesen, so wie unser eigenes Gesicht nach ein paar Kuscheleinheiten aussieht. Sie können mir ihren Krallen aber auch ihr eigenes Gesicht ordentlich in Mitleidenschaft ziehen. Das merkt man dann spätestens bei der nächsten Morgen-Routine, dass sie sich Nachts wieder ziemlich fies gekratzt haben. In den ersten paar Wochen kommt ein Schneiden der Fingernägel jedoch nicht in Frage. In der Regel wartet man 6 – 8 Wochen bis zur ersten Maniküre. Und bis dahin heißt es Kratzhandschuhe auspacken. Diese erfüllen genau das, was sie sollen. Sie schützen das Kind vor sich selbst. Nach der Geburt sind die Bewegungen des Kindes vor allem spontan, sehr grob und unkoordiniert. Das führt dann sehr schnell zu Verletzungen im Gesicht. Deshalb: Kratzhandschuhe.
Wenn es dann zur ersten Maniküre kommt (aber auch grundlegend beim Kind), sollte man tunlichst auf den Nagelknipser verzichten. Die Verletzungsgefahr ist viel zu hoch und bei spontanen Bewegungen des Kindes will man sich den Rest gar nicht ausmalen. Stattdessen kommt eine gebogene Nagelschäre zum Einsatz. Auch hier empfiehlt es sich auf spitze Varianten zu verzichten und eine mit stumpfer Spitze vorzuziehen. Auf diese Weise kann das Bändigen der Krallen ohne große Sorge angegangen werden. Wir haben in unserer Erstausstattungsliste hierfür ebenfalls etwas notiert.
Ach, noch ein Tipp zum Schluss: Um sich selbst und das Kind vor dessen spontanen Bewegungen zu schützen, aber auch den Unmut des Kindes nicht auf sich zu ziehen – ihr glaubt doch nicht wirklich, dass die Kleinen völlig entspannt da sitzen und das Schneiden der Fingernägel einfach so über sich ergehen lassen – kann man versuchen die Fingernägel während des Schlafes oder kurz nach dem Aufwachen zu schneiden. Nach dem Aufwachen sind sie meist noch etwas schlaftrunken und nicht so aktiv. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es uns die Sache deutlich vereinfachte.
Babyhaut & erstes Bad
Vielleicht erinnert ihr euch noch an frühere Filme, in denen eine Geburt vorkam. Das Kind kam zum Vorschein, es funkelte und glänzte im kalten Schein der Kreissaal Beleuchtung. Es war so blitzeblank, dass man sich fast in der Haut des Neugeborenen spiegeln konnte. Nun gut, es mag vielleicht ein wenig übertrieben beschrieben sein, aber wie ein weiser alter Mann einst sagte, jede Geschichte verdient es ausgeschmückt zu werden. Wie dem auch sei, dass dies nicht der Wahrheit entspricht ist uns allen bewusst. Nichtsdestotrotz haben uns konkrete Ratschläge gefehlt, wann denn nun das erste Bad stattfinden sollte. Man ist als frischgewordene Eltern durch so viele Eindrücke überreizt, dass einem oft das Offensichtliche entgeht. Die Nabelschnur ist quasi eine offene Wunde. Nach der Geburt wird sie durchgeschnitten und abgeklemmt. Bis der Rest der Nabelschnur abfällt, vergehen in der Regel einige Tage oder wie in unserem Fall eine knappe Woche. Erst sobald dies geschehen ist, wird das Kind gebadet. Bis dahin ist die Haut des Kindes mit der sogenannten Käseschmiere überdeckt und das ist völlig in Ordnung so. Wenn es einem ein sicheres Gefühl gibt, kann man gerne noch ein oder zwei Tage warten, nachdem die Nabelschnur abgefallen ist, damit die Stelle tatsächlich verheilt ist.
Noch ein Gedanke: Man sollte sich wirklich nicht zu schade sein, eine kleine Badewanne mit Gestellt zu kaufen. Der eigene Körper und vor allem der Rücken wird es einem danken. Natürlich kann man auch die eigene Badewanne nutzen, sofern man denn eine hat. Viele Wohnungen haben aber nur noch eine Dusche, sodass man an einer kleinen Wanne nicht sparen sollte. Wir haben es auch mal ohne Wanne versucht, einfach gemeinsam in der Dusche auf dem Boden. Aber es ist eine äußerst glitschige Angelegenheit und das letzte, das ihr wollt, ist doch euer Kind fallen zu lassen. Die Wanne auf Bauchhöhe erlaubt es wesentlich sicherer das Kind zu Baden. Investiert ein paar Minuten, schaut euch nach ein paar Wannen um und holt euch ein, am besten mit Gestellt. Wir haben damals die faltbare Wanne von Twistshake geholt und sind sehr zufrieden damit. Es gibt aber unzählige online zu finden. Kauft eine, die euch zusagt und spart euch die Rückenschmerzen, vor allem aber die Gefahr euer Kind fallen zu lassen.
Milchschorf
Milchschorf ist vermutlich mit eines der Dinge, das vielen Eltern in irgendeiner Form begegnen wird, vor allem, weil es zeitnah (in der Regel ab dem dritten Monat) nach der Geburt eintritt. Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Kopfhaut, die mit einem ordentlichen Jucken einhergehen kann. Die ersten Anzeichen dafür sind, dass sich das Kind häufig in die Haare geht (zumindest sind wir bei unserem Kind so darauf aufmerksam geworden). Bei näherer Betrachtung des Kopfes und der Kopfhaut sieht man dann gelbe Stellen auf der Haut sowie Schuppen und feste Krustenbildung. Die Kruste kann an der Kopfhaut kleben oder in kleineren Stücken im Haar hängen.
Erst einmal gilt kein Grund zur Panik. Je nach Ausbreitung des Milchschorf kann ein Besuch beim Arzt durchaus sinnvoll sein. Das Jucken kann dem Kind schon ordentlich zusetzen, sodass es sich negativ auf das Wohlbefinden und den Schlaf auswirken kann. Der Schorf selbst sollte aber auf keinen Fall runtergekratzt werden. Dies kann zu Verletzungen und Entzündungen führen. In der Regel ist der Milchschorf recht hartnäckig, verschwindet aber nach ca. 1,5 Jahren von alleine.
Aber nochmal: Bei akuten Handlungsbedarf, ab zum Arzt!
Storchenbiss
Der Storchenbiss oder auch das Feuermal ist ebenfalls eine Veränderung des Hautbildes. Es handelt sich hierbei um eine hellrote Hautfärbung im Nacken, auf der Stirn, dem Augenlied oder der Nase. Es betrifft jedes zweite Kind, sodass man nahezu sicher sein kann, dass man einem Fleck über den Weg kommt, der einen fragend zurücklässt. Der Storchenbiss ist aber in der Regel völlig harmlos und verschwindet in den ersten paar Jahren von allein, sodass auch eine Behandlung nicht notwendig ist.
Aber wie bei allem medizinischen heißt es, um auf Nummer sicher zu gehen, den Arzt um Rat fragen!
Abschließende Worte
In den ersten Monaten können der Babyalltag, die Ereignisse und die Momente im Leben von Eltern überfordernd sein. Das ist völlig normal, wir sind doch schließlich keine Maschinen. Wir haben hier jetzt ein paar Punkte adressiert, die uns am Anfang ein wenig Unsicherheit bereiteten. Ich hoffe, wir konnten euch damit die Unsicherheit nehmen. Dem ein oder anderen Leser werden gewiss noch weitere Punkte in den Sinn kommen. In vieles wächst man hinein. Ich persönlich denke, auf das Elternsein kann man nicht 100% vorbereitet sein. Es kommt immer anders als man denkt, wie so häufig im Leben. Ein kleines Abenteuer hat uns noch nie geschadet.
Wir wünschen euch eine schöne Zeit mit eurem Wildfang und sagen auf Bald.